Mit einer Vorliebe für Fundstücke, die Ilenia Mars auf der Straße findet, erschafft sie außerdem Malereien, Objekte und Installationen.
Foto: Volker Schwennen
WESER KURIER, 03.04.25
von Dennis Glock
Die Künstlerin Ilenia Mars eröffnet eine neue Sonderausstellung im Haus 6 in Worpswede. Unter dem Titel "Das Leben ist nicht (schön)" setzt sie sich mit Vergangenheit und Vergänglichkeit auseinander.
Das Kunst- und Atelierhaus 6 (Haus 6), Findorffstraße 6 in Worpswede ist ab diesem Freitag, 4. April, Schauplatz einer neuen Sonderausstellung. Die Bremer Künstlerin Ilenia Mars bespielt das Obergeschoss des Hauses. Die Ausstellung steht unter dem Titel „Das Leben ist nicht schön“ und zeigt sowohl Collagen als auch Objekte, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen. Denn im Zentrum stehen sowohl Spielsachen aus Kindheitstagen der Künstlerin als auch Dinge, die bereits von anderen Menschen entsorgt wurden. „Die Ausstellung ist eine Auseinandersetzung mit dem, was bleibt, wenn Ordnung zerbricht“, sagt die 26-Jährige.
Pinker Boden, pinker Schrank, pinke Spielsachen – Ilenia Mars hat sich auf eine Farbe festgelegt. Diese findet sich sogar in ihrer Haarfarbe sowie Lippenstiftfarbe wieder. „Ich weiß auch nicht an was das liegt, es hat sich so ergeben“, sagt sie und ergänzt: „Ich sehe das auch ein bisschen als eine Art Dialog mit meinem jüngeren Ich, denn in der Kindheit ist die Farbe doch schon sehr präsent.“ Als ihre Eltern neulich den Dachboden ausmisteten und dabei auf alte Spielsachen von ihr stießen, machte das die Künstlerin nachdenklich. Warum geraten viele Objekte, mit denen man als Kind jahrelang gespielt hat, nach und nach in den Hintergrund? Warum werden Dinge irgendwann weggeworfen? Und welche Geschichten erzählen diese Objekte? Für Ilenia Mars war schnell klar, dass sie ihren Lieblingen aus Kindheitstagen noch einmal eine große Bühne bieten und sie in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zeigen will. „Letztendlich sind es alles Fragmente mit Erinnerungen“, sagt sie.
Mit einer Vorliebe für Fundstücke, die Ilenia Mars auf der Straße findet, erschafft sie außerdem Malereien, Objekte und Installationen.
In ihren Werken begegnet man Wut, Verlust und Verletzlichkeit. Stets geht es um einen transformierenden kreativen Prozess. Mit einer Vorliebe für Fundstücke, die sie auf der Straße findet, erschafft sie außerdem Malereien, Objekte und Installationen, die den Blick hinter die Fassade menschlicher Beziehungen lenken soll. Kaputte Teller, verbogene Kuchengabeln, zerbrochene Gläser, oder auch zerrissene Stoffteile sollen das bisher Verborgene, das Chaos und die Fragilität menschlicher Beziehungen und gesellschaftlicher Systeme zeigen. „Wut ist eine treibende Kraft in meinen Arbeiten. So zerschlage ich Teller oder Gläser und füge die Scherben präzise wie Mosaikstücke in ein Gesamtwerk ein. Manchmal tragen die zerstörten Objekte zwar Spuren von Gewalt, aber im Zusammenspiel mit der Farbe entsteht etwas Neues“, sagt Ilenia Mars. Die Ausstellung ist so gestaltet, dass sich die Besucherinnen und Besucher zwischen den Arbeiten bewegen wie durch die Fragmente einer kollektiven Erinnerung. Und wer weiß, vielleicht findet der eine oder andere beim Betrachten sogar ein Objekt, das er oder sie irgendwann mal entsorgt hat. „Die Vergangenheit lässt sich nicht auslöschen, doch sie kann in neuen Formen weiterleben – und vielleicht ein Stück weit heilen“, ergänzt die Künstlerin.